Auf dem Weg zum digitalen Campus
Corona-Pandemie als Anschub für weitere Digitalisierung
WEINHEIM. „Wenn ich in der Zeitung lese, wie schlecht die digitale Ausstattung der Schulen angeblich ist, kann ich mich nur wundern.“ So formuliert es eine Lehrkraft der Helen-Keller-Schule (HKS) und eine andere stimmt zu: „Alles, was Schulen in den nächsten Jahren bekommen sollen, haben wir schon längst.“
Tatsächlich erleben alle am Schulleben der HKS Beteiligten seit Ausbruch der Corona-Pandemie einen erstaunlich gut funktionierenden Schulalltag. Jede Schule wurde 2019 im Rahmen des „Digitalpakt Schule“ mit der Erstellung eines Medienentwicklungsplans beauftragt. Die acht Verantwortlichen an der HKS ernten nun deutlich sichtbare Früchte der Arbeit der vergangenen Jahre. Das im Jahr 2019 gesetzte Ziel, bis zum Jahr 2023 zum „digitalen Campus“ zu werden, ist schon jetzt nahezu erreicht. Die Schulschließung für Präsenzunterricht aufgrund von Corona beschleunigte diesen Prozess maßgeblich.
Alle Lehrkräfte wurden bereits vor den Sommerferien mit Lehrertablets ausgestattet. Es wurden zahlreiche interne und externe Fortbildungen zum Thema „Arbeiten mit dem Tablet“ angeboten, die regen Zuspruch der Lehrkräfte erfuhren. Viele Lehrkräfte belegen außerdem privat weitere Fortbildungen zu digitalen Bildungsthemen und tauschen sich über ihre digitalen Unterrichtskonzepte aus. Der Online-Unterricht wird als Chance gesehen, neue Wege zu gehen. Es werden Teamteaching-Konzepte erprobt, Apps und digitale Plattformen in den Unterricht eingebunden, Lernvideos erstellt und die Schüler und Schülerinnen in Kleingruppen individuell betreut.
Auch Konferenzen, Schülergespräche, Informationsabende und sogar der Elternsprechtag finden digital statt. Die Grundlage für den erfolgreich beschrittenen Weg ist zum einen die hervorragende IT-Ausstattung der HKS durch den Rhein-Neckar-Kreis als Schulträger und die Arbeit des Medienentwicklungsteams der Schule – alles Lehrkräfte an der HKS –, das Kollegium und Schulleitung bei technischen und pädagogischen Fragen unterstützt. Die durchgehende Präsenz der Schulleitung an der Schule sowie die ständige Erreichbarkeit gerade in Zeiten der Schulschließung sorgt für einen guten Kontakt aller Beteiligten. Die Schulleiterin, Oberstudiendirektorin Andrea Haushalter, freut sich darüber, dass es viele positive Rückmeldungen von Eltern, Schülern und Lehrern gibt.
Natürlich gibt es auch Reibungspunkte und alle vermissen das alltägliche Miteinander, das kollegiale Beisammensein und den persönlichen Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern. Dennoch werden viele der Errungenschaften während dieser Krisenzeit auch im Präsenzunterricht ihren Niederschlag finden und in „Nach-Corona-Zeiten“ den Schulalltag bereichern. In das allgemeine Klagelied anderer Schulen und Kollegien will und muss man an der Helen-Keller-Schule deshalb nicht einstimmen. Ni/Fn
Foto: Drei Mitglieder des Medienentwicklungsteams der Helen-Keller-Schule (v.l.n.r.): M. Klein, A. Wenzel, A. Partale